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Gedanken zum Tag

Bahn übersieht k.o.-Kriterium bei LIMONE

Die Trasse muss neu bewertet werden

In den ersten Märztagen wurde bekannt, dass die Bahn beim Entwurf der Auswahltrassen für den BNZ zwischen Grafing und Ostermünchen einen wesentlichen Punkt übersehen hat: Ein großes Wasserschutzgebiet südwestlich von Oberelkofen. Dieses darf nach Auskunft des Wasserwirtschaftamtes in keinem Fall durch eine konventionelle Bahnlinie durchschnitten werden.

Einzig mögliche Lösung: Ein Tunnel

Auf die Trasse LIMONE bezogen bedeutet das, der Salach-Tunnel westlich von Pfadendorf um ein beträchtliches Stück nach Norden verlängert werden muss. Die Mehrkosten dafür werden auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Am 23. März möchte die Bahn im Rahmen einer Sitzung des Dialog-Forums dazu Stellung nehmen. Deren Teilnehmer werden wohl fordern, dass die Bahn eine Neubewertung der Trassen vornimmt. Da das Rennen zwischen TÜRKIS und LIMONE äußerst eng war, könnte das Ergebnis zu Gunsten von TÜRKIS kippen. In diesem Fall müsste die Bahn diese Trasse im Bereich des FFH-Gebiets im Atteltal modifizieren und den Lärmschutz für Aßling auf für Neubaustrecken gültige Werte anpassen. Alternativ kann sie auf die Variante BLAU V2 von Josef Schwäbl zurückgreifen.

Kompromiss-Lösung zur „Bürgertrasse“

Josef Schwäbl präsentiert Variante
BLAU V2

Wieder ist es Josef Schwäbl, der Bürgermeister der vom BNZ-Neubau am wenigsten betroffenen Gemeinde, der eine Variante vorstellt, welche die unvereinbar scheinenden Positionen der Gegner der „Bürgertrasse“ und derer von LIMONE befrieden könnte. BLAU V2 beruht auf dem Entwurf DUNKELBLAU, den Schwäbl der Bahn bereits im Februar 2022 ergänzend zu seinem Entwurf BLAU vorgestellt, dann aber nicht weiter verfolgt hatte. BLAU wurde schließlich von der Bahn mit Elementen von GRÜN, eingebracht von Andreas Brandmaier, zur Variante TÜRKIS verschmolzen, der „Bürgertrasse“.

DUNKELBLAU hatte Schwäbl entworfen um eine Alternative zu besitzen für den absehbaren Fall von Einwändungen wegen erhöhter Lärmbelastungen durch TÜRKIS in Aßling.

BLAU V2 verbindet den nördlichen, viergleisigen Teil der Trasse TÜRKIS mit dem südlichen, zweigleisigen der Variante ROT ab dem Gewerbegebiet „Am Ölfeld“ bei Aßling. Die Verbindung zwischen den beiden ist im Plan zu BLAU V2 blau eingezeichnet.

Der Plan sieht vor, dass der Nahverkehr ab Gafing auf dem östlichen Gleispaar und am Ende auf der Bestands-Strecke abgewickelt wird. Das zweite, westliche Gleispaar schwenkt auf Höhe Eisendorf/Henneleiten nach Westen, überquert den Angergraben und führt in einem Graben zum Gewerbegebiet. Dieses wird untertunnelt ebenso wie der Schlossberg weiter im Süden. Ab der Brücke über den Talgrund des Schwartlinggrabens beim Anwesen Tegernau ist die Trasse durch ROT in etwa vorgegeben.

BLAU V2 verspricht viele Vorteile

  • Der erste Trassenteil verläuft analog zu TÜRKIS nahe am Bestand
  • Das FFH-Gebiet bleibt unberührt
  • Die Trasse liegt weitgehend im Wald. Sie ist kaum zu sehen.
  • Die Lärmbelastung wird minimiert
  • Es werden nur wenige landwirtschaftliche Nutzflächen gebraucht
  • Die Argumente für die Wahl von LIMONE verlieren an Kraft
  • Ohne LIMONE bleibt viel Landschaft erhalten, Niclasreuth bleibt unversehrt, Existenzsorgen dort sind ausgeräumt.

Streckenführung und Vorteile von BLAU V2 finden Anklang in der Politik. Die Bürgerintitativen wünschen, dass sie der Bahn vorgelegt, von dieser auf Machbarkeit geprüft und optimiert wird.

Weitere Front gegen Trasse LIMONE

Stadt Grafing fordert Neubewertung

Aus der Standt Grafing war zuletzt wenig zu hören über den BNZ. Dass sich die Bahn für die bestandsferne Trasse LIMONE entschieden hat stieß im Ratsgremium verschiedentlich auf Kritik. Inzwischen wurde der Unwille über die Trasse LIMONE deutlich artikuliert.

Einem Presseartikel von Merkur/Ebersberger Zeitung zufolge hat Bürgermeister Christian Bauer während einer Stadtratssitzung deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Entscheidung der DB für LIMONE doch viele Fragen aufwerfe. Die Sitzung mündete in einer städtischen Resolution, in der die Deutsche Bahn aufgefordert wird, eine „erneute Bewertung der Grobtrassen“ zum Brenner-Nordzulauf vorzunehmen. Mit dem bisherigen Ergebnis der Trassenauswahl sei die Stadt nicht einverstanden.

Ein Argument welches auch die Befürworter von TÜRKIS in Aßling betonen: „Durch die Trasse Limone werden viele Ortsteile neu mit Bahnlärm belastet, ohne dass die Anwohner an der Bestandsstrecke durch besseren Lärmschutz entlastet werden.“

Pro und contra Bürgertrasse

Bürgertrasse nicht für alle Bürger?

Bald nachdem die Bahn bekannt gegeben hat, dass sie die rasch populär gewordene und bald als Bürgertrasse bezeichnete Variante TÜRKIS in die Trassen-Auswahl aufgenommen habe formte sich in Aßling Widerstand. Eine schnell ins Leben gerufene Bürgerinitiative (BI) „Rettet das Atteltal“ sammelte Unterschriften und argumentierte gegen die Bürgertrasse.

Die BI der „Retter“ argumentiert mit der befürchteten Lärmbelastung durch TÜRKIS vor allem im Orstbereich von Aßling. Außerdem moniert sie, dass die Naturlandschaft im Atteltal nördlich von Aßling zerschnitten würde an und das ebenfalls im Norden gelegene kleine FFH-Gebiet womöglich zerstört.

Die Verfechter der Bürgertrasse dagegen erhoffen sich durch den Neubau der Strecke durch Aßling Lärmschutzmaßnahmen wie sie für Neubauten vorgeschrieben sind und dadurch Schutz vor jeglichem Bahverkehrslärm, der nach dem Bau einer der anderen Trassen Aßling weiterhin behelligen würde. Der im Zuge des Neubaus mögliche barrierefreie Umbau des Bahnhofs von Aßling ist ein weiteres Argument. Im Hinblick auf das FFH-Gebiet verweisen sie auf die Planung der Bahn, die dieses durch eine Brücke schützen würde.

Inzwischen hat sich die Bahn für die Trasse LIMONE entschieden und will diese als einzige weiterplanen. Neuer Widerstand ist im Anzug.