Reitz-Verschluss

Theorie und Praxis

Ein Thema, das wohl alle Autofahrer nervt, sind Engstellen auf mehrspurigen Fahrbahnen, bzw. das dafür vorgeschriebene sogenannte Reißverschlussverfahren. Angesichts des täglich zu beobachtenden gefährlichen Gedränges und der Staus vor solchen Stellen möchte man meinen, wir Deutsche lernen das nie. Dabei kostet es Nerven, Zeit und Geld.

Wikipedia: „Als Reißverschlussverfahren oder Reißverschlusssystem bezeichnet man im Straßenverkehr eine Art des Einordnens im Kolonnenverkehr. Werden zwei Fahrstreifen auf einen zusammengeführt, so müssen sich die Fahrzeuge an der Engstelle ähnlich einem Reißverschluss abwechselnd einordnen, um den Verkehr auf beiden Spuren flüssig zu halten.

Papragraph 7, Absatz 4 der Straßenverkehrsordnung (STVO) lautet:

„Ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung das durchgehende Befahren eines Fahrstreifens nicht möglich oder endet ein Fahrstreifen, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren).“

So weit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Das deutsche Verkehrszeichen für „Einengung“ und das bildlich bessere der Österreicher lassen ahnen warum. Jeder Versuch, einen  echten Reißverschluss an einer Textilie auf diese Weise schließen zu wollen, liefert den anschaulichen Beweis. Ein Reißverschluss funktioniert immer nur dann, wenn beide Seiten symmetrisch zugeführt werden, auch auf der Straße!

So sieht ein funktionierender Reißverschluss in der Praxis aus!

Ein „echter“ Reißverschluss

Geht auf der Straße nicht? Doch, es geht! Ein Beispiel:

Vor Jahren, am Ende der A 96 in München-Sendling. Dort werden vier Fahrspuren auf den Mittleren Ring abgeleitet. Auf je eine nach Norden und nach Süden. Der Andrang in beiden Richtungen war etwa gleich groß. In Richtung Süden das gewohnte Bild. Oft schon frühes Einordnen auf die rechte Spur und in folge dessen Rückstau weit zurück, zögerliches Platzmachen für die korrekt bis zur Engstelle nach vorn fahrenden Wagen und knifflige Situationen, ausgelöst durch besonders „klevere“ Zeitkollegen, die sich ganz vorn in die Schlange zwängen.

Ein ganz anders Bild auf der Abbiege-Spur nach Norden. Ein kluger Mensch hatte die zwei Fahrbahnen zunächst mittels mobiler Pylonen symmetrisch auf eine verjüngt und dann auf die Abbiegespur geschwenkt. Mit erstaunlichem(?) Ergebnis. Der Verkehr rollte; langsam aber stetig. Ohne Gedränge, ohne Reinquetschen oder Stress. Ganz easy.

Warum nicht immer so? In den meisten Fällen lässt es sich realisieren. Der Aufwand für das symmetrische Lenken vor Engstellen ist kaum größer, der Nutzen wird ihn vielfach aufwiegen. Niemand muss frühzeitig auf die vermeintlich bessere Spur wechseln, niemand wird vor der Engstelle ausgesperrt. Der Verkehr rollt, aus Staus wird schlimmstenfalls stockender Verkehr, Zeitverlust und Spritverbrauch sinken, Nerven, Ressourcen und Umwelt werden geschont. Die gesamte Volkswirtschaft profitiert, gerade jetzt, In Zeiten von Klimakrise und Energie-Knappheit.

Reitz-Verschluss

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