Biberschutz ignoriert

… Biberdamm zerstört und Schwarzgraben tiefer gelegt.

Kartenausschnitt mit dem Atteltal südwestlich von Straußdorf
Schwarzgraben und Atteltal südwestlich von Straußdorf

In Straußdorf (Stadt Grafing bei München) gelten offenbar eigene Spielregeln beim Landschaftsschutz.

Der dort entspringende Schwarzgraben fristet nur ein kurzes Leben, ehe er nahe der Gemeindegrenze  in die Attel mündet. Auf den ersten Metern im Dorf wird er artgerecht gehalten, danach trödelt er geradlinig-flurbereinigt der Mündung entgegen. Auf dem – vermutlich – früher einmal künstlich verlängerten Weg entwässert er die moorige Osthälfte des Atteltals südwestlich von Straußdorf. Dabei war er den Anrainern offenbar  zu wenig effizient. Seit dem Jahreswechsel 2017/18 ist er es. Mit gravierenden Folgen für die Umwelt,  jüngst  zutage getreten nach dem  Tief Burglind.

Zu Beginn der markierten Strecke überspannt eine kleine Brücke den Graben.  Darunter hält eine Betonschwelle den Wasserstand bis hierhin konstant. Die schnurgeraden Ufer oberhalb sind zwar eintönig, ihre Struktur ist aber intakt.

Unterhalb der Brücke plätschert das Wasser über ein paar Steinstufen. Dann regulieren nur noch natürliche Hindernisse Wasserstand und Fließgeschwindigkeit bis zur Attel. Das wirksamste Hindernis bildete bis vor kurzem ein Biberdamm auf Höhe des kleinen Wäldchens kurz vor der Mündung. Im November 2017 staute dieser den Bach noch auf ein paar hundert Meter zurück, in der ersten Dezemberhälfte nur noch halb so weit, denn jemand hatte einen Teil des Damms abgetragen. Jetzt ist das Bachbett komplett frei geräumt, das Material des Damms liegt auf zwei großen Haufen im Wäldchen.

Ganz abgesehen vom Frevel am Biberdamm und dem Verstoß gegen den Biberschutz sind die Folgen der Aktion verheerend – und zugleich lehrreich. Während die Ufer nördlich der Brücke dem hohen Wasserdruck von Burglind widerstanden haben, fehlt südlich davon auf weite Strecken der untere Uferbewuchs. Die Sohle des Bachs hat sich tief eingegraben. Grasnarben sind abgebrochen und seitlich mündende Drainage-Rohre hängen oberhalb des Wasserspiegels in der Luft. Ein Betonrohr ist mangels Auflage abgebrochen.

Östlich entlang des Schwarzgrabens verläuft ein Wirtschaftsweg. Unter diesem hindurch leiten Rohre das Wasser aus Abzugsgräben in den Bach. Mit ähnlicher Wirkung. Bis zu den Rohren fließt das Wasser gemächlich, danach gerät es in den Sog des tief eingegrabenen Bachs. Selbst auf den nur wenigen Metern sind die Mündungs-Ufer ausgeschwemmt, die Betten regelrecht eingefräst.

Straußdorfer Schwarzgraben – den Spuren nach Zugang zum Biberbau.

Wie der Biber und seine Familie das Massaker an ihrer Behausung überstanden haben ist schwer zu sagen. Wo früher der Damm den Wasserfluss hemmte findet sich je ein Loch am Fuß eines Baumes und eines unterhalb davon, jetzt aber über dem Wasserspiegel. Der Zugang zum oberen Loch ist mit einem Drahtgeflecht zum Teil blockiert, wohl aber noch passierbar. Zumindest deuten Spuren darauf hin. Womöglich sind Bibers auch umgezogen an die hier nur ein paar Meter entfernte Attel, welche in jüngster Zeit mit beträchtlichem Aufwand in ein natürlich wirkendes Bett umgesiedelt wurde. Ganz im Gegensatz zum Schwarzgraben.

Das schüttere Wäldchen dort besitzt kaum merkantilen Wert. Dennoch ist es seit Jahren Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen Bibern und Wald-Besitzern. Viele Bäume, sogar Fichten, sind angenagt, die Verletzungen mit Drahtgitter umwickelt. Aktueller Verbiss ist kaum zu sehen.

Wozu also das Ganze? Das Land östlich (rechts) der gestrichelten Linie ist moorig und landwirtschaftlich kaum nutzbar. Anders der Keil zwischen Attel, Schwarzgraben und  Moosweg. An dessen Südende war zuletzt Mais angebaut. Diese Fläche könnte von der Absenkung des Grundwassers profitieren – bis die renaturierte Attel es wieder steigen lässt.

Hier noch ein paar weitere Bilder zur Verdeutlichung.